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Vortrag: Unkraut im Garten der Schreibkunst

Individualität und Einfallsreichtum? Das entspricht nicht dem Image der Karolingerzeit und ihrer Buchkultur. Mit strenger Erziehung der Schreiber wurde damals eine Lesbarkeit der Handschriften erreicht, die sich mit der eines gedruckten Buchs messen kann. Die Erzeugnisse der Schreibschulen bestechen mit ihrem einheitlichen Erscheinungsbild. Zu dem großen Ziel, eine christliche Welt nach dem Vorbild des klassischen Altertums zu erschaffen, gehörte aber auch die Wiederbelebung der Stenographie. Von ihrem Wesen her ist die Kurzschrift zwar platzsparend und praktisch, doch geprägt von den persönlichen Eigenheiten des Schreibers und selbst für Experten oft schwer zu entziffern. Immer wieder tauchen „tironische Noten“ auf, wo man sie vielleicht nicht erwarten würde, wie Brennnesseln oder Mohnblumen im Gemüsebeet: auf den ersten Blick störend, bei genauerer Betrachtung aber doch von Nutzen. Es gibt viel zu entdecken und noch mehr zu ergründen. Was stenographische Notizen beinhalten, ist in aller Regel nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Sie verraten keine großen Geheimnisse, geben aber Einblicke in das geistige Treiben hinter den prachtvollen Büchern.
Eintritt: kostenlos
Keine Anmeldung nötig